Einleitung: Beschreibung der Plakatsammlung (1848-1933) sowie der erfolgten Bearbeitung
1. Geschichte, Inhalt und Umfang der Sammlung
Bei dem im Rahmen eines DFG-Projektes bearbeiteten Bestand handelt es sich um einen Teil der Plakatsammlung des Stadtarchivs, der die älteren Plakate und Flugblätter aus dem Zeitraum von 1848 bis 1933 beinhaltet.
Diese rund 4.000 Einzelstücke umfassende Plakatsammlung zählt zu den bedeutenden Sammlungsbeständen des Stadtarchivs Braunschweig.[1] Sie wurde in den 1920-er Jahren auf Initiative des Archivdirektors Heinrich Mack angelegt [2] und in der Folgezeit kontinuierlich ergänzt.[3] Den Grundstock dieses Bestandes bildeten freilich Archivalien, die bereits im Zusammenhang mit der Anlage einer "Kriegssammlung" zur Dokumentation des Ersten Weltkriegs in der Stadt Braunschweig erworben wurden.[4] Nach einer zeitlichen Unterbrechung zwischen 1934 und 1956 unter dem Archivdirektor Werner Spieß wurde die bis heute andauernde systematische Sammlung von Plakaten, Flugblättern und amtlichen Bekanntmachungen fortgesetzt. Aufgenommen wurden neben Plakaten mit politischen Inhalt und zu den in der Stadt Braunschweig abgehaltenen Wahlen (Kommunalwahlen, Landtagswahlen, Bundestagswahlen) auch Stücke zu allgemeinen und kulturellen Veranstaltungen in Braunschweig sowie zur Stadtwerbung ab dem Jahr 1945.[5]
Die bearbeiteten Plakate und Flugblätter sind Dokumente, die durch ihren Aushang oder die Verteilung für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Sie dienten der Bevölkerung zur Information für administrative, kulturelle, politische und propagandistische Zwecke in einer Zeit, als das gedruckte Wort und gezeigte Bild die einzige Möglichkeit der öffentlichen Kommunikation war. Der Großteil der in dem Bestand vertretenen Archivalien ist in Zusammenhang mit den in Braunschweig abgehaltenen Wahlen und Volksabstimmungen sowie zu politischen Versammlungen und Kundgebungen von Parteien, Verbänden und Gewerkschaften aus der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) entstanden. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt der Kollektion bilden Plakate und Flugblätter aus der Zeit des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und der Novemberrevolution (1918-1919). Einige wenige Stücke stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1848-1898).
Typische Beispiele aus der Sammlung sind neben amtlichen Bekanntmachungen, Anordnungen und Aufrufen öffentlicher und militärischer Stellen auch Plakate zu Partei- und Wahlveranstaltungen sowie Wahlpropaganda. Für den Ersten Weltkrieg und die Zeit der Novemberrevolution 1918/1919 überwiegen Verlautbarungen der örtlichen Behörden zur materiellen Versorgung der Bevölkerung, u.a. mit Lebensmitteln sowie Anweisungen der militärischen Stellen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Zudem sind zahlreiche Aufrufe zu Kriegsspenden und Kriegsanleihen vorhanden.
Für den erschlossenen Teilbestand der Plakatsammlung liegen insgesamt 794 Einzelstücke (mit 968 Einzelseiten) vor. Konkret handelt es sich um 642 Plakate, die als reine Text- bzw. Bildplakate, aber auch in der Mischform des Bild-Text-Plakates überliefert sind. Zudem sind 110 Flugblätter und Flugschriften sowie 42 Sonderdrucke und Zeitungen vertreten, die in der Regel mehrere Seiten umfassen. Darüber hinaus wurden der Sammlung einige wenige Einzeldokumente (wie z.B. Rundschreiben) hinzugefügt.
2. Bearbeitung des Bestandes
Aufgrund der herausragenden einmaligen Überlieferung der Plakate und Flugblätter aus dem Zeitraum 1848 bis 1933 [6] hat das Stadtarchiv bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Sachmittel zur Digitalisierung der Sammlung beantragt, die im Dezember 2018 bewilligt wurden. Neben der eigentlichen Digitalisierung der Archivalien beinhaltete das Projekt auch eine grundlegende Restaurierung der beschädigten Plakate, die Tiefenerschließung der bisher unverzeichneten Einzelstücke und die sich anschließende Onlinestellung des Bestandes.[7]
Erstmals wurde die Plakatsammlung im Jahr 1961 archivisch bearbeitet. Die Plakate und Flugblätter wurden grob in 20 thematisch angelegte Bestandsgruppen chronologisch geordnet (z.B. Politische Plakate, 1920-1924), signiert und in Mappen verpackt. [8] Titel wurden für die einzelnen Archivalien nicht vergeben. 2001 erfolgte eine komplette Mikroverfilmung der Sammlung und Vermessung der Einzelstücke.
Vor der nunmehr umgesetzten Digitalisierung wurde eine systematische Durchsicht und Prüfung des Bestandes vorgenommen, um diejenigen Archivalien auszuwählen, deren Erhaltungszustand und Substanzerhalt gefährdet war und einer grundlegenden Restaurierung bedurften. Die in der Sammlung vorliegenden Plakate bestehen überwiegend aus sehr brüchigen, holzschliffhaltigen Papier und wiesen zahlreiche mechanische Schäden vor allem im Randbereich auf. Im Einzelnen umfassten die durchgeführten Restaurierungsarbeiten neben der Reinigung der Objektoberflächen und der Stabilisierung der Ränder auch das Schließen der Fehlstellen und Risse mit technischen Japanpapier sowie das Lösen von alten unsachgemäßen Verklebungen. Anschließend wurden die Archivalien in neu beschaffte alterungsbeständige Mappen fachgerecht verpackt. Für rund 60 % der Plakate und Flugblätter (475 Einzelstücke) mussten konservatorische Arbeiten vorgenommen werden, die für die Umsetzung des Projektes von entscheidender Bedeutung waren, um eine fachgerechte materialspezifische Digitalisierung zu ermöglichen.
Die Digitalisierung des Bestandes erfolgte im Sommer 2019 durch einen externen Dienstleister. Entsprechend der DFG-Praxisregeln zur Digitalisierung [9] und den geltenden Grundsätzen zur Langzeitarchivierung des Stadtarchivs Braunschweig wurden die Digitalisate objektgetreu im originalen Farbton unter Beigabe einer Farbskala zum einen als unkomprimierte Masterdatei im TIFF-Format und zum anderen als Nutzerdatei im JPG-Format erzeugt. Für die langfristige, zukunftssichere Archivierung der Scandaten werden als Server Silent Cubes eingesetzt. Ferner werden die Daten gespiegelt und befinden sich an zwei brandschutzgesicherten Standorten in einem Gebäude.
Anhand der vorliegenden Mikrofiches und Digitalisate konnte die Tiefenerschließung des Plakatbestandes in Anlehnung an den internationalen Verzeichnungsstandard ISAD (G) von Januar 2019 bis Mai 2021 vorgenommen werden. Folgende Verzeichnungsangaben wurden bei der Erschließung des Bestandes berücksichtigt:
Signatur (Archivaliensignatur): Für jede Verzeichnungseinheit wurde eine fortlaufende Signatur angelegt. Im ersten Teil der Signatur bildet sich die jeweilige Mappe der ursprünglichen Bestandsgruppe ab, der das Plakat zugeordnet wurde.
"Beispiel: H XVII: 0003.0001"
Titel: Für jedes Plakat wurde ein neuer Titel gebildet, der den Inhalt der Archivalie unter Berücksichtigung des Entstehungszwecks wiedergibt. So wurde der konkrete Anlass, zu dem ein Plakat oder Flugblatt erstellt wurde, in den Titel aufgenommen, damit für den Nutzer der historische Zusammenhang deutlich wird. Verwendete Abkürzungen im Titel (v.a. bei der Angabe von Parteien) wurden im Feld Auftraggeber/Herausgeber aufgelöst.
"Beispiel: H XVII: 0003.0001: Werbeplakat zur Ausrichtung einer Bismarck-Gedenkfeier am 8. April 1916 in Braunschweig"
Originaltitel/Textauswahl: Plakate und Flugblätter waren für die Öffentlichkeit bestimmt, deren Informationen in textlicher und bildlicher Form dem Betrachter vermittelt wurden. Um die originalen Überschriften, textlichen Hervorhebungen und inhaltlichen Schwerpunkte der Plakate zu erschließen und recherchieren zu können, wurde dieses Verzeichnungselement angelegt. Verbunden mit einer überlieferten Überschrift wurden häufig die Anfangssätze oder Anfangswörter übernommen. Der aufgenommene Originaltext bzw. die ausgewählten Bestandteile aus dem Originaltext wurden in Anführungszeichen gesetzt; textliche Auslassungen wurden in eckigen Klammern gekennzeichnet.
"Beispiel: H XVII: 0015.0020: Mieter wählt am 1. März keine Hausbesitzer zu Stadtverordneten! [...] Mieter! Wer als Mieter für die Listen 8, 9 und 10 stimmt, wählt Hausbesitzer; also seine erbittertsten Gegner. [...] Mieter wählt mieterfreundliche Parteien!"
Enthält-Vermerk(e): Der Enthält-Vermerk wurde verwendet, um den näheren Inhalt der Plakate zu beschreiben sowie ausgewählte thematische Besonderheiten und interessante Detailangaben hervorzuheben. Folgende Varianten des Enthält-Vermerkes wurden gewählt:
Für den überwiegenden Teil der Plakate wurde der Vermerk Enthält unter anderem (u.a.) angewandt. Neben der näheren Beschreibung des Inhalts wurden Personen, Orte, Institutionen, Körperschaften sowie historische Ereignisse und einzelne Sachbetreffe ausgewiesen. Ergänzende Angaben zu Personen und Orten sind in runde Klammern gesetzt worden. Auflösungen von Abkürzungen oder erschlossene Verzeichnungsinformationen, wie z.B. Vornamen von Personen wurden in eckigen Klammern angegeben.
"Beispiel: H XVII: 0008.0003: Propagandaplakat der NSDAP gegen die SPD und Ankündigung einer öffentlichen Parteiveranstaltung der NSDAP am 16. Dezember 1930 in Braunschweig, Enthält u.a.: Fememorde (Weimarer Republik); Antisemitismus; [Erich] Kuttner (Reichstagsabgeordner SPD); [Friedrich] Adler (Sozialdemokratische Arbeiterpartei/SDAP, Österreich); [Karl] Stürgh (Ministerpräsident Österreich); [Heinrich] Brüning (Reichskanzler); [Wilhelm] Kube, Redner (Landtagsabgeordneter Freistaat Preußen, NSDAP); Hofjäger (Veranstaltungsort)."
Enthält vor allem (v.a.): Der Vermerk hebt einzelne inhaltliche Aspekte hervor, die das Plakat quantitativ maßgeblich bestimmen.
Enthält auch: Der Vermerk hebt Teile des Inhalts hervor, die nach dem beschriebenen Titel des Plakates nicht zu erwarten sind.
Enthält: Der Vermerk erfasst den gesamten Inhalt des Plakates.
Datierung (Laufzeit): Die Datierung gibt das Entstehungsdatum des Plakates an. Für den Großteil der Plakate lagen keine Angaben über die Datierung vor; diese musste nach Auswertung des Inhalts selbst erschlossen werden. Da es sich häufig um Daten handelt, die nicht aus dem Text oder der bildlichen Darstellung des Plakates hervorgehen, wurden die ermittelten Datierungsangaben in eckigen Klammern gekennzeichnet. In der Regel wurde die Datierung aus einer Kombination der Monats- und Jahresangabe oder nur mit dem Entstehungsjahr wiedergegeben. Für einige wenige Stücke (v.a. Bekanntmachungen und Anordnungen von amtlichen und militärischen Stellen) liegt auch das vollständige Entstehungsdatum vor.
"Beispiel: H XVII: 0015.0003: Wahlplakat der Reichspartei (Nationale Mitte) zur Stadtverordnetenwahl am 1. März 1931; Datierung: [Februar 1931]."
Systematisierung (Kontext) des Bestandes:
Für die Sammlung wurde eine Gliederung mit 4 Hauptgruppen und 54 Untergruppen entwickelt, die sich an der der zeitlichen Einordnung, dem Entstehungszweck bzw. Anlass und den Herausgebern der Aushänge orientiert. Anhand der Systematik kann nachvollzogen werden, in welchem historischen Kontext ein Plakat oder Flugblatt entstanden ist.[10]
Auftraggeber/Herausgeber: Plakate wurden von zivilen und militärischen Behörden, Parteien, Vereinen und Verbänden sowie einzelnen Personen oder Personengruppen zu verschiedenen Anlässen herausgegeben. Sie waren entscheidend an deren Entstehung beteiligt. Der Auftraggeber oder Herausgeber wurde aufgenommen, sofern diese auf dem Plakat angegeben waren oder sich diese aus dem Inhalt ermitteln ließen. Erschlossene Angaben wurden in eckigen Klammern gekennzeichnet.
"Beispiel: H XVII: 0016.0042: Plakat der KPD zu einer öffentlichen Parteiveranstaltung am 9. Dezember 1931 in Braunschweig; Auftraggeber/Herausgeber: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Ortsgruppe Braunschweig, E[rnst] Winter."
Typ des Plakates/der Archivalie (Archivalientyp): Zu den vorliegenden, sehr heterogenen Archivalien der Plakatsammlung zählen neben den eigentlichen Plakaten auch Flugblätter, Flugschriften, Zeitungen, Sonderdrucke/Sonderausgaben sowie Einzeldokumente.
Die Plakate wurden durch ihre äußere Gestaltung in folgende Typen unterteilt: Textplakate, Bildplakate sowie Bild- und Textplakate.
Druckerei/Verlag: Die an der Herstellung des Plakates beteiligten Druckereien und Verlage wurden in Verbindung mit dem Druck- und Verlagsort angegeben.
"Beispiel: H XVII: 0008.0010: Wahlplakat der SPD zum Volksentscheid für die Fürstenenteignung am 20. Juni [1926]; Druckerei/Verlag: Vorwärts Buchdruckerei, Berlin."
Art der Herstellung: Plakate und Flugblätter wurden unter Anwendung von handwerklichen und maschinellen Verfahren der Druckgrafik hergestellt. Mit Hilfe des Städtischen Museums Braunschweig wurde die Fertigungstechnik des Drucks bestimmt und verzeichnet.[11] Folgende Drucktechniken liegen für den Bestand vor:
Buchdruck, Typendruck, Typendruck (Rotationsdruck), Lithographie, Lithographie und Typendruck, Offsetdruck, Offsetdruck/Lithographie, Tiefdruck, Linoleumdruck, Siebdruck, Handschriftliches Textplakat.
Farbigkeit: Die Farbigkeit der Archivalien wurde vermerkt, um deren äußere Gestaltung näher zu beschreiben für die künftige Nutzung bei analogen und digitalen Veröffentlichungen und der Präsentation in Ausstellungen. Die Plakate wurden wie folgt unterteilt: schwarz-weiß, zweifarbig, mehrfarbig.
Umfang: Der Umfang der vorliegenden Blätter und Seiten zu jeder Verzeichnungseinheit wurde aufgenommen. Zum Teil wurden beim Aufbau der Sammlung größere Plakate aus lagerungstechnischen Gründen auseinandergeschnitten und liegen in mehreren Blättern vor. Flugblätter, Flugschriften, Sonderdrucke und Zeitungen umfassen in der Regel 2 Seiten (Vorder- und Rückseite) oder mehrere Einzelblätter mit mehreren Seiten.
Maße: Die genauen Maße der Plakate wurden in cm mit der Angabe Höhe x Breite erfasst. Bei der Digitalisierung des Bestandes wurde zudem eine Farbskala mit Maßstab verwendet.
Grafik/Entwurf: Für die in der Sammlung überlieferten Bildplakate und Bild-/Textplakate wurde die Grafikerin/der Grafiker bzw. die Künstlerin/der Künstler mit Ortsangabe ausgewiesen, sofern dieser auf dem Plakat angegeben war oder ermittelt werden konnte.
Beschreibung der bildlichen Darstellung: Bei Plakaten mit Bildern und graphischen Elementen (Bildplakate und Bild-/Textplakate) wurde die bildliche Darstellung der Motive beschrieben (insbesondere abgebildete Personen und Gebäude), damit die verschiedenen Bildinhalte gezielt recherchiert werden können. Das jeweilige Bild zu einer Verzeichnungseinheit ist ohne eine Beschreibung in einer Datenbank, Suchmaschine oder in einem Online-Findbuch nicht durchsuchbar.
"Beispiel: H XVII: 0010.0001: Wahlplakat der SPD zur Reichspräsidentenwahl 1925 für den Kandidaten Otto Braun (1. Wahlgang am 29. März 1925); Beschreibung der bildlichen Darstellung: Otto Braun steht am Steuer eines Schiffes (Symbol für den Staat), das er im Geiste des verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert, der über seine Schulter blickt, lenken wird."
Literatur: Für die Plakate der Sammlung, die in der einschlägigen Regionalliteratur zur Stadt- und Landesgeschichte Braunschweigs abgedruckt oder beschrieben wurden, sind die genauen bibliographische Angaben aufgenommen worden. Unter dem Punkt 4 der Einleitung finden sich detaillierte Literaturhinweise zu Veröffentlichungen, die während der Bestandsbearbeitung genutzt wurden.
Bemerkungen: Neben den eigentlichen Erschließungsangaben wurden für einige wenige Archivalien zusätzliche Informationen aufgenommen, um vorhandene Mehrfachüberlieferungen von Plakaten zu kennzeichnen. Eine Kassation der wenigen Dubletten erfolgte aufgrund der Bedeutung der Sammlung und des stark variierenden Erhaltungszustandes sowie der unterschiedlichen Maße der betreffenden Stücke nicht.
Die detaillierte Verzeichnung der bisher nicht erschlossenen Plakate und Flugblätter verfolgte das Ziel, die Recherche und Zugänglichkeit der bedeutenden Sammlung erheblich zu verbessern und die Nutzung der Plakate durch die Wissenschaft und Forschung zu intensivieren. Nach der Erschließung wurden die Verzeichnungsdaten und Digitalisate von Mai bis Juli 2021 aus der im Stadtarchiv Braunschweig eingesetzten Archivsoftware (Augias Archiv) in die überregionalen Nachweis- und Recherchesysteme der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) [12] und des Archivportals-D [13] exportiert und online gestellt.
3. Verweise auf parallele und ergänzende Bestände
Ergänzende Archivalien zur bearbeiteten Plakatsammlung (1848-1933) befinden sich in den folgenden Beständen [14]:
- D III Ältere Registratur des Stadtmagistrats: Amtliche Bekanntmachungen und Flugblätter zu den Stadtverordnetenwahlen und Landtagswahlen des 19. Jh. (1825-1869)
- D IV Hauptregistratur des Stadtmagistrats: Amtliche Bekanntmachungen, Flugblätter, Plakate und Sonderdrucke zu den Stadtverordnetenwahlen, Landtagswahlen und Reichstagswahlen des 19. und 20. Jh. (1850-1927)
- D V 4 Kriegswirtschaftsakten: Amtliche Bekanntmachungen, Plakate und Flugblätter aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, der Novemberrevolution und den Anfangsjahren der Weimarer Republik (1915-1923)
- D V 5 Wahlen nach 1914: Amtliche Bekanntmachungen, Plakate und Flugblätter zu den Wahlen und Abstimmungen sowie zu den Parteien aus der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933)
- G X 6 Deutsche Volkspartei (DVP), Landesverband Braunschweig: Plakate und Flugblätter zu den Wahlen, Parteien sowie zu politischen Ereignissen (1867-1933)
- H II Braunschweiger Zeitungen und Zeitschriften (Bestände Z 1-Z 8a, Z 15-Z 49): Aufrufe, Amtliche Bekanntmachungen, Propaganda, Sonderdrucke zu den Themenbereichen Wahlen, Erster Weltkrieg und Novemberrevolution sowie zu politischen Ereignissen und Parteien (1848-1933)
- H VII Kleine Schriften zur Stadtgeschichte: Amtliche Bekanntmachungen, Plakate und Flugblätter aus der Zeit des Kaiserreichs, des Ersten Weltkriegs, der Novemberrevolution sowie der Weimarer Republik (ca. 1900-1933).
4. Literaturhinweise (Thematische Auswahlbibliographie)
Die nachfolgend aufgeführte Literatur wurde im Rahmen der Bestandsbearbeitung genutzt und enthält generell Informationen und zahlreiche Abbildungen von Plakaten und Flugblättern aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik.
Monographien und Ausstellungskataloge
- Hans Bohrmann (Hrsg.), Politische Plakate (Die bibliophilen Taschenbücher), Dortmund 1984
- Christina Bolte, Plakate im Stadtarchiv Göttingen. Eine systematische Übersicht (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göttingen 4), Göttingen 1991
- Julia Freifrau Hiller von Gaertringen (Hrsg.), Kriegssammlungen 1914-1918 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderbände, Sonderband 114), Frankfurt/Main 2014
- Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.), Politische Plakate der Weimarer Republik. 1918-1933 (Ausstellung vom 18. September 1980 bis 23. November 1980), Darmstadt 1980
- Daniela Janusch, Die plakative Propaganda der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu den Reichtstagswahlen 1928 bis 1932 (Bochumer Historische Studien, Neuere Geschichte Nr. 7), Bochum 1989
- Gerd Müller, Das Wahlplakat. Pragmatische Untersuchungen zur Sprache in der Politik am Beispiel von Wahlplakaten aus der Weimarer Republik und der Bundesrepublik, Tübingen 1978
- Siegfried Wenisch, Plakate als Spiegel der Politischen Parteien in der Weimarer Republik. Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchiv München, 17. September-8. November 1996 (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns, Nr. 36), München 1996
- Birgit Witamwas, Geklebte NS-Propaganda. Verführung und Manipulation durch das Plakat, Berlin/Boston 2016
Regionalliteratur zur Braunschweiger Stadt- und Landesgeschichte (v.a. Abdruck und Kurzbeschreibung von Plakaten)
- Ute Daniel, Henning Steinführer (Hrsg.): Die Novemberrevolution im Kontext. Braunschweigische und deutsche Geschichte 1916 bis 1923, Braunschweig 2020
- Diethelm Krause-Hotopp, Walter Brinkmann - aus einem sozialistischen Leben, In: Regionale Gewerkschaftsblätter, Heft 64-08, Braunschweig 2015
- Peter Joch (Hrsg.), "Zerrissene Zeiten. Krieg. Revolution. Und Dann? Braunschweig 1916-1923", Petersberg 2018
- Hans-Ulrich Ludewig, 160 Tage weht die rote Fahne. Die Revolution in Braunschweig 1918/1919, Braunschweig 2020
- Richard Moderhack, Hans Jürgen Querfurth: Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig, Wolfenbüttel 1960 (Gerhard Stoletzki [Hrsg.], Städte, Landschaften und Kultur zwischen Harz und Heide, Heft 6)
- Richard Moderhack, Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig. 1861-1961, Braunschweig 1961
- Stiftung Residenzschloss Braunschweig (Hrsg.), Revolution. Abdankung. Schloss, Braunschweig 2018
5. Bewertung des Bestandes und Bedeutung für die Wissenschaft und Forschung
Die Plakatsammlung des Stadtarchivs Braunschweig birgt erhebliches Potential für die Wissenschaft und Forschung. Die Besonderheit des Bestandes zeichnet sich dadurch aus, dass für die Zeitspanne vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Weimarer Republik (1914-1933) eine sehr dichte Überlieferung an Plakaten und Flugblättern (794 Einzelstücke) mit sehr vielfältigen Text- und Bildinhalten vorliegt. Einige Plakate, die v.a. im Vorfeld der Reichstags- und Reichspräsidentenwahlen sowie der Volksabstimmungen in der Weimarer Republik reichsweit gedruckt und verbreitet wurden, ließen sich in zentralen Online-Datenbanken und in der einschlägigen Literatur nachweisen.[15] Bei den rund 400 Plakaten und Flugblättern, die in der Stadt und Umgebung von Braunschweig entworfen und gedruckt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei etlichen Stücken um einmalige, unikale Archivalien handelt. Der nun vorliegende digitalisierte Bestand ermöglicht der Forschung vergleichende Untersuchungen von ähnlichen Sammlungsbeständen in Archiven, Bibliotheken und Museen. Zudem könnten die Archivalien für wissenschaftliche Arbeiten und Forschungen zu anstehenden Jubiläen und Gedenktagen, die auf zeithistorische und politische Ereignisse aus der Epoche der Weimarer Republik Bezug nehmen, relevant sein.[16] Auch für zeitlich absehbare Forschungsvorhaben in den Jahren 2022 bis 2033 käme die Plakatsammlung in Betracht.
Für die folgenden exemplarisch aufgeführten Themenbereiche bietet die Sammlung einen fundierten Quellenfundus:
- Wahlen, Volksabstimmungen und Wahlpropaganda (1848-1933)
- Politische Versammlungen und Demonstrationen (1848-1933)
- Geschichte des Ersten Weltkriegs (1914-1918), der Novemberrevolution 1918/1919 sowie
Untersuchung von einzelnen historischen Ereignissen und ausgewählten Fragestellungen
in diesem Zeitraum
- Wirtschaftliche Versorgung, Kriegsfinanzierung (Spenden und Kriegsanleihen) und
Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg
- Streikbewegungen zu Beginn der Weimarer Republik (1919-1920)
- Geschichte und Entwicklung von einzelnen Parteien in der Weimarer Republik,
insbesondere der SPD und NSDAP
- Einführung des Frauenwahlrechtes und Wahlwerbung für Frauen (1919-1933)
- Personengeschichtliche Forschungen zu Personen mit politischen Ämtern in der Weimarer
Republik (u.a. Reichspräsident, Reichstagsabgeordnete, Mitglieder der Reichsregierung
und Landesregierung Braunschweig, Abgeordnete des Braunschweigischen Landtags,
Funktionäre und Mitglieder von Parteien)
- Geschichte des Militärs, von militärischen Verbänden und des Militarismus in der Zeit von 1914-1933
- Graphische Gestaltung und Drucktechnik von Flugblättern und Plakaten (1848-1933).
Zugleich sind Plakate und Flugblätter neben anderen bildhaften Archivalienarten wie Fotos und Postkarten in besonderer Weise geeignet, historische Vorgänge aussagekräftig etwa bei der Abfassung von wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen zu illustrieren. Außerdem können ausgewählte Stücke für die Präsentation in überregionalen und regionalen Ausstellungen relevant sein.[17]
Bearbeitet: Mark Opalka
Braunschweig, Juli 2021
Anmerkungen
[1] Vgl. Henning Steinführer (Hrsg.): Die Bestände des Stadtarchivs Braunschweig, Braunschweig 2018 (Braunschweiger Werkstücke 116), Bestand H XVII, Nr. 641, S. 375-377. Online abrufbar unter:
https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00066051
[2] Zeitungsartikel über die Plakatsammlung in der Braunschweiger Presse vom 5. März 1965: "Zeitgeschichte - nicht verstaubt. Wahlplakate im Stadtarchiv erinnern an die Reichstagswahlen am 5. März 1933" (Stadtarchiv Braunschweig, Z 65: März 1965).
[3] Neben der aktiven Sammeltätigkeit des Stadtarchivs ist u.a. auch ein Ankauf von Plakaten (Maueranschlägen), Flugblättern und Zeitungen bei der Revolutions- und zeitgeschichtlichen Sammlung A. Wolf, Leipzig im Jahr 1925 nachgewiesen (Stadtarchiv Braunschweig, E 42: 118).
[4] Julia Freifrau Hiller von Gaertringen (Hrsg.), Kriegssammlungen 1914-1918 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderbände, Sonderband 114) Frankfurt/Main, 2014, S. 329; Vgl. auch:
https://www.kriegssammlungen.de/index.php/popup?datensatznr=223 (Abruf am 08.06.2021).
[5] Vgl. Steinführer, Die Bestände des Stadtarchivs Braunschweig (wie Anm. 1). Ein Verzeichnis der derzeit 53 Bestandsgruppen ist in der Beständeübersicht des Stadtarchivs abgedruckt.
[6] Vgl. hierzu Punkt 5 der Bestandsbeschreibung.
[7] Projektbeschreibung und Förderung durch die DFG, vgl:
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/415766646 (Abruf am 09.06.2021).
[8] Zum ursprünglichen Ordnungszustand, vgl. Steinführer, Die Bestände des Stadtarchivs Braunschweig (wie Anm. 1), Beschreibung des Bestandes H XVII.
[9] DFG-Praxisregeln "Digitalisierung", Stand: 12/2016:
https://www.dfg.de/formulare/12_151/ (Abruf am 09.06.2021).
[10] Vgl. die beim Bestand hinterlegte Systematik:
https://www.archivportal-d.de/item/TKE6L7H27BJY4RDS7TUKVCGGYDAIOYBQ
[11] Zur Entwicklung der Drucktechnik bei Plakaten, vgl. auch:
https://www.austrianposters.at/2020/04/11/der-einfluss-der-drucktechnik-auf-die-entwicklung-des-plakats/ (Abruf am 09.06.2021).
[12]
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/TKE6L7H27BJY4RDS7TUKVCGGYDAIOYBQ
[13]
https://www.archivportal-d.de/item/TKE6L7H27BJY4RDS7TUKVCGGYDAIOYBQ
[14] Vgl. Beständeübersicht (wie Anm.1) und Onlinerecherche in den Beständen des Stadtarchivs:
https://www.stadtarchiv-braunschweig.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3697
[15] Zu nennen wäre neben der DDB:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/ und dem Archivportal-D:
https://www.archivportal-d.de/? das Digitale Bildarchivs des Bundesarchivs:
https://www.bild.bundesarchiv.de/dba/de/.
[16] Einzelne Plakate wurden bereits für die Bebilderung von folgenden Publikationen mit Bezug zur Stadt- und Landesgeschichte Braunschweigs genutzt: Mark Opalka, Plakate und öffentliche politische Verlautbarungen aus den Jahren 1918 bis 1920 aus dem Stadtarchiv Braunschweig, in: Ute Daniel, Henning Steinführer (Hrsg.): Die Novemberrevolution im Kontext. Braunschweigische und deutsche Geschichte 1916 bis 1923, Braunschweig 2020, S. 155-156; Hans-Ulrich Ludewig, 160 Tage weht die rote Fahne. Die Revolution in Braunschweig 1918/1919, Braunschweig 2020.
[17] Beispiele aus der Sammlung wurden in den letzten Jahren regelmäßig in den regionalen Museen (Städtisches Museum Braunschweig, Braunschweigisches Landesmuseum, Schlossmuseum Braunschweig) präsentiert. Von 2009 bis 2011 waren einige Plakate in der Ausstellung des United States Holocaust Museum, Washington "State of Deception - The Power of Nazi Propaganda" zu sehen.